Max Martin ist ausgebildeter Fotograf und seit 2019 Mieter eines Büros im DEZERNAT#16. Neben zahlreichen Projekten sowie Film- und Fotoaufträgen arbeitet er seit einigen Jahren in der Vermittlung visueller Medien. Wir sprechen über den 2016 gegründeten Kalamari Klub, über Ideenreichtum und darüber, wie man sich stetig weiterentwickelt. 

 

„Was ich gerne tue? Ich verfolge interessante Ideen weiter“, sagt Max auf die Frage nach den Aspekten seiner Arbeit, die er am liebsten hat. „Was mich an meinem Raum hier im D#16 so freut, ist, dass ich endlich alle Ideen, die bei mir zusammen kommen, auf einen Tisch legen, miteinander in Beziehung setzen kann, schauen, was davon gut zusammenpasst. Das ist ein großer persönlicher Gewinn.“ Das Büro gibt ihm die Möglichkeit, an einem Ort sowohl Ideen als auch Menschen zusammenzubringen, mit denen er etwas auf die Beine stellen möchte. 

Max arbeitet seit fünf Jahren beim Medienforum im Karlstorbahnhof. Mit Foto- und Videoworkshops für Schülerinnen und Schüler vermittelt Max dort Film- und Medienarbeit. „Der Gedanke dahinter ist, dass die Jugendlichen verstehen, wie Medien funktionieren. Wenn man selbst Medien entwickelt, hat man einen anderen Zugang, sieht die Tricks und lernt, dass es einen Unterschied zwischen Medium und Realität gibt“. Diese Schnittstelle, die Vermittlung von der Entstehung visueller Medien, ist ein Fokus von Max’ gesamter Arbeit: „Ich bringe visuelle Medien, die Kommunikation darüber und die Vermittlung von Inhalten zusammen.“ 

So entstand 2016 auch der Kalamari Klub, ein Kollektiv, das heute nicht nur Ausstellungen macht, sondern auch eine offene Dunkelkammer betreibt und neuerdings das Magazin „maybe. Magazine for analogue photography“ herausbringt. Max leitete damals die kommunale Dunkelkammer im Karlstorbahnhof. „Ich habe nicht gewusst, was da eigentlich passiert – also brachte ich die wenigen Menschen, die die Dunkelkammer nutzten, zusammen. Daraus entwickelte sich spontan die Idee, eine Ausstellung zu machen.“ Von der Idee zur Realisierung der ersten Ausstellung in der WOW Galerie dauerte es nur wenige Wochen. Mit riesiger Resonanz. „Wir gingen davon aus, dass ein paar Freunde und Bekannte zur Vernissage kommen – am Ende des Abends haben wir knapp 300 Besucher*innen gezählt. Das Interesse für analoge Fotografie ist größer als wir dachten“, fasst Max die ersten Eindrücke zusammen. 

Der Kalamari Klub wuchs schnell. Er fand für die OFF // FOTO im Herbst 2016 Ausstellungsräume im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Heidelberger Druck, rotierte wochenlang und mit extrem hohem Arbeitsaufwand, bis die Ausstellung stand, gründete einen Verein und machte eine neue offene Dunkelkammer auf – ganz in der Nähe des FensterPlatz der breidenbachs. „Was man für Kräfte freisetzen kann, wenn verschiedene Menschen die gleiche Idee verfolgen, ist beeindruckend und ein sehr erhebendes Gefühl“, sagt Max über diese Zeit. Den Erfolg und das schnelle Wachstum erklärt sich Max so: „Wir haben häufig Anfragen angenommen oder Ideen verfolgt, die uns im Grunde eine Hausnummer zu groß waren. Weil wir oft noch keine Ahnung hatten, was wir für die Realisierung alles benötigen, haben wir schnell gelernt und uns immer weiterentwickelt“. Aktuell arbeitet der Kalamari Klub an der Konzeption für die nächste Ausgabe des maybe Magazins, in dem die Symbiose aus Wissenschaft und Fotografie in den Fokus genommen wird.

Die Dunkelkammer soll Menschen, die analoge Fotografie betreiben, einen Arbeitsraum zur Verfügung stellen. Das Magazin des Kalamari Klub und die verschiedenen Ausstellungen sollen die Sichtbarkeit von analoger Fotografie hier in Heidelberg erhöhen. Für diese Zwecke erhielt der Verein eine Förderung über das KulturLab. Es wird spannend sein, zu beobachten, was alles noch aus dem Projekt entsteht. An Ideen mangelt es auf keinen Fall.

Doch wie wählt man aus, wenn der Tisch voller spannender Ideen liegt und der Tag nur 24 Stunden hat? „Da spielt das Bauchgefühl eine wichtige Rolle – und die Relevanz. Eine gute Idee sollte immer einen Mehrwert haben. Wenn ich einen Einfall gedanklich weiterverfolge, kommt häufig der Punkt, an dem ich ein recht klares Bild vor Augen habe, für wen das Projekt spannend sein könnte. Wenn das nicht so ist, macht es möglicherweise Sinn, das Projekt erstmal in die Schublade zu legen“, erläutert Max. „Manche Dinge bleiben einfach Ideen, oder werden im Laufe der Zeit an andere weitergegeben. Grundsätzlich möchte ich aber alle Menschen ermutigen, ihre Ideen auch anzugehen. Dass nicht immer alles klappt oder realisiert werden kann, gehört dazu und ist eine ebenso wichtige Erfahrung.“ Eine Idee, die er langfristig selbst umsetzen könnte, ist der Aufbau einer Schule für visuelle Medien in Heidelberg. Bis dahin wird Max aber sicher nicht langweilig. 

Wir danken Max für das Gespräch!

Mehr zu seiner Arbeit unter

www.maxpmartin.com

www.kalamariklub.org