Eine der Kooperationen, die bereits aus dem ersten Barcamp Rhein-Neckar hervorgingen, ist die Versorgung des D#16 mit Freifunk. Damals stand die Zentrumsleitung vor der Frage, wie gleichzeitig etwa 200 Konferenzbesucherinnen und -besucher mit Internet versorgt werden könnten. Die Organisation des Barcamp stellte den Kontakt zu Freifunk Rhein-Neckar her – und das DEZERNAT#16 entschied sich für diese damals noch unkonventionelle Lösung. Wir sprachen bereits Ende 2018 mit dem bis dahin aktiven Vorstand des Vereins für unser Bulletin. Da die Versorgung mit einem freien Zugang zum Internet vor allem im Bereich der Bildung  in den vergangenen Monaten wieder aktueller denn je war, finden wir, es ist ein guter Zeitpunkt, um Einblicke in das Heidelberger Freifunknetz zu geben. Wer unterstützen möchte, findet am Ende des Interviews einige Ideen. 

„Als wir die Verwaltung und Leitung des DEZERNAT#16 übernahmen, wollten wir ganz bewusst Raum für neue Wege schaffen“, sagt Zentrumsleiter Philipp Eisele. „Wir haben uns entschieden, das einfach auszuprobieren, und sind auch vier Jahre später absolut glücklich mit dieser Lösung“. Doch wie funktioniert das freie WLAN, wie wartungsintensiv ist das Zentrum, und wie wurden im Jahr 2018 auf gleich mehreren großen Veranstaltungen wieder so viele digital affine Menschen gleichzeitig mit Internet versorgt? Wir haben beim Verein Freifunk Rhein-Neckar nachgefragt, und Hermann Lienstromberg vom alten Vorstand des Vereins hat uns geantwortet.

Hermann, was ist Freifunk und warum setzt Ihr Euch für die Verbreitung der Freifunk-Netze ein?

Freifunk steht für freie Kommunikation in digitalen Datennetzen. Freifunk ist zudem dezentral organisiert und in Communities aufgeteilt. Jede Community interpretiert die Philosophie hinter Freifunk etwas anders. Wir als Freifunk-Rhein-Neckar haben unseren Fokus auf Bildung und Forschung im Bereich der modernen Kommunikationsnetze, sowie auf der Unterstützung sozial benachteiligter Personen. Angefangen hat Freifunk in der Metropolregion allerdings als experimentelles Projekt, um die Technologien zu verstehen.

Der Begriff der offenen Kommunikation ist ja ein sehr wichtiger bei den Freifunkern. Was versteht Ihr darunter?

Offene Kommunikation bedeutet für uns, einen freien Zugang zu Kommunikationsnetzen schaffen. Im Detail heißt das unzensiert, nicht kommerziell, frei und öffentlich zugänglich ohne technische Barrieren.

Die Idee, das Dezernat 16 mit Freifunk-Routern auszurüsten, entstand ja mit der Organisation des ersten Barcamp Rhein-Neckar. Am Wochenende des Barcamps habt Ihr das Netzwerk betreut und die Auslastung überwacht. War das für Freifunk Rhein-Neckar damals die erste größere Veranstaltung?

In der Tat war das damals die erste größere Veranstaltung, die wir gestemmt haben, auch wenn die technischen Herausforderungen aufgrund unseres Know-Hows doch überschaubar waren. Mittlerweile haben wir einige größere permanente Installationen, die ähnlich komplex sind, erfolgreich angeschlossen. Überdies haben wir für Freifunk-nahe Veranstaltungen einen Pool an Geräten, mit denen wir bei Vorhandensein eines Internetanschlusses auch andere Veranstaltungen temporär anbinden können – wie zum Beispiel die MRMCD in Darmstadt.

Was passiert denn auf Eurer Seite, wenn im DEZERNAT#16 plötzlich die Auslastung hoch ist, weil zum Beispiel die 200 Teilnehmenden des Literaturcamp twittern, als wären es mindestens 2000?

Die Auslastung im D#16 ist lediglich begrenzt durch die vorhandene Internetanbindung und die installierten WLAN Access Points.
Wir versuchen natürlich alles technisch Mögliche zu tun, um allen Teilnehmenden eine gute Performance zu geben, können aber keine Garantien geben.
Falls wir Probleme sehen, wie zum Beispiel einen schlechten Empfang in bestimmten Bereichen, arbeiten wir eng mit dem D#16 zusammen und versuchen es für das nächste Mal besser zu machen. Auf der Freifunk Infrastruktur selbst gibt es noch viel Luft nach oben, sodass ein Event wie das Literaturcamp ohne Probleme stattfinden kann.

Welche Vorteile hat das Freifunk-Netz?

Da wir uns nicht mit konventionellen Hotspot Betreibern oder Telekommunikationsunternehmen vergleichen wollen, ist es schwierig, Vorteile zu nennen. Was ich aber an Freifunk mag ist, dass es ein Mitmachnetz ist – jeder kann es nutzen, jeder kann Teil des Freifunk Netzes werden und es erweitern.

Vor nun schon eineinhalb Jahren etwa habt Ihr einen neuen Vorstand gewählt. Was wollt Ihr in Zukunft tun, und welche Unterstützung könnt Ihr dabei noch gebrauchen?

Wir wollen in Zukunft einige technische Änderungen durchführen, allem voran wollen wir ein „richtiger“ Internetdienstleister werden. Dafür war es zwingend notwendig, die technische und organisatorische Verwaltung von Freifunk Rhein-Neckar zu trennen. Gleichzeitig streben wir eine strikte Trennung des Fördervereins „Freifunk Rhein-Neckar e.V.“ von der eigentlichen Community an. Unterstützung ist in allen Bereichen gerne gesehen, unser Forum könnte mehr Leben vertragen und unsere Social Media Accounts wollen auch gefüllt werden, nur um mal die nicht-technischen Bereiche zu nennen. Auch Spenden sind für uns essentiell, da wir uns dadurch komplett finanzieren.

 

Danke für die Einblicke, und danke für die Versorgung des D#16 mit Freifunk!