Seine Selbständigkeit startete Marc Skribiak noch während der Ausbildung. Heute ist er nebenberuflich an einer Berufsschule tätig, wo er seit einem Jahr Film und Video unterrichtet. Eigentlich benötigt man dafür einen Master oder ein Staatsexamen. Aber wenn für eine Position niemand gefunden werden kann, darf die Schule sich auf dem freien Markt umschauen. Gerade in kreativen Berufen ist das sehr sinnvoll, wie Marcs Beispiel zeigt.
„Inhaltlich habe ich viel Gestaltungsfreiheit“, erzählt Marc von seiner Lehrtätigkeit. „In meiner eigenen Ausbildung vermisste ich oft die Praxis. Heute kann ich das, was mir fehlte, in den Unterricht selbst einbringen“. Seinen Schülern möchte er dabei nicht nur zeigen, wie die Technik funktioniert. Sondern vermitteln, wie sie später ihre Kenntnisse anwenden können, um Geld zu verdienen. Ein bisschen „real talk“ – erzählen, wie es als Selbständiger in einem Kreativberuf läuft – gehört für Marc mit dazu.
Doch vor dem Wissenstransfer steht der Wissenserwerb. Und der ist in kreativen Berufen oft etwas anders als das, was wir so unter klassischer Bildung verstehen. Wie hat Marc sich angeeignet, was er heute weitergibt?
„Da es in meinem Bereich kaum Handbücher gibt, die man sich in Bibliotheken ausleihen kann, habe ich jede Quelle genommen, die ich finden konnte. Alles, was mich interessierte, suchte ich auf Blogs und in Foren. Und dann probierte ich alles Gelernte aus, immer wieder.“ Als prägend für sein eigenes Lernen empfand er dabei besonders einen Dozenten: „Er sagte uns: Ich möchte, dass Ihr den Anspruch habt, dass Ihr besser seid als ich. Das hat mich lange begleitet, und ich wünsche mir heute das Gleiche von meinen Schülern.“ Da spielen auch Disziplin und Zuverlässigkeit eine große Rolle. „Mein Unterricht soll Spaß machen, denn wenn die Teilnehmenden keinen Spaß an der kreativen Arbeit haben, dann wird das Ergebnis auch nichts“, stellt Marc fest. „Aber ich will auch Offenheit und Zuverlässigkeit. Und weise gerne mal darauf hin, dass sie sich Ausreden für nicht gemachte Aufgaben sparen können. In der selbständigen kreativen Arbeit gibt es schließlich auch keine Ausreden“.
Dass ihm das Unterrichten Spaß macht, merkt man Marc an. Und wie ist es mit der beruflichen Tätigkeit? Wirkt das Weitergeben von Wissen auch auf seine Arbeit mit RAWHUNTER zurück? „Auf jeden Fall! Manche Schüler sind unglaublich weit, haben sich zum Teil seit Jahren selbst schon Wissen in unserem Bereich angeeignet. Aber auch für meine eigene Auseinandersetzung ist die Lehrtätigkeit toll. Selten hinterfrage ich im Alltag alle meine Handgriffe. Wenn ich Kenntnisse vermittle, muss ich mir immer auch Fragen stellen, wieso etwas so gemacht wird und nicht anders“. Ein Blick auf technische Neuheiten und die eigene permanente Weiterbildung kommen hinzu, denn natürlich stellen die Teilnehmenden auch Fragen zu neuen Entwicklungen.
Die Wissensvermittlung und der Austausch im Kurs klappten bei Marc auch im letzten Halbjahr, als die Lehre nur noch digital stattfinden konnte. Als alles nur noch remote ging, fragte er sich, wo er seine Schüler am besten erreichen kann. Und wie sein Kurs trotz des für alle merkwürdigen Schuljahres interaktiv gestaltet werden könnte. „Ich arbeitete mit Discord. Meine Präsentation und meine Bildschirme konnte ich so gut teilen. Ich habe meinen Kurs die ganze Zeit gehört, alle konnten jederzeit Fragen stellen. Und um die Aufmerksamkeit zu halten, habe ich interaktive Elemente eingebaut. So konnte ich sehen, ob meine Schüler noch mitmachen – selbst wenn ihre Kamera ausgeschaltet war.“ Am besten funktionierten für ihn dabei die praktischen Aufgaben: „Wir konnten nicht gemeinsam filmen, aber ich gab dem Kurs immer wieder Aufgaben oder ein technisches Leitthema, über das wir sprachen, und habe ihnen die Aufgabe gestellt, das umzusetzen“. Mit überraschendem inhaltlichen Ergebnis, wie Marc verrät: „Kreative Arbeit braucht Freiraum in der Gestaltung. Manchmal kommt dann eine Umsetzung, die mich sehr überrascht. Aber ich bewerte vor allem das technische Können. Und freue mich, wenn meine Schüler ausprobieren, ausprobieren, ausprobieren.“