Wenn uns irgendwann die Maschinen beherrschen? Werden sie uns ein paradiesisches Leben versprechen und uns zu Diensten sein? Oder werden wir selbst zu Robotern, gelenkt von außen? Werden Maschinen uns als Spezies ablösen, uns beherrschen und unterdrücken?

Im aktuellen Theaterprojet Tallk2me von Wayne Götz zum Thema Künstliche Intelligenz (KI) wird das Publikum mit zahlreichen unterschiedlichen Emotionen konfrontiert:

Wunsch nach Konsum und Spielerei, Misstrauen bezüglich der Funktionalität und Nutzen von KI, Illusionen und Ängste bezogen auf die eigene Zukunft.

Diese und andere existenziellen Fragen präsentiert Tallk2me, performt von Lucy Flournoy und Wayne Götz, auf unterhaltsame Weise.

Edutainment: Bühne frei für die Künstliche Intelligenz

Tallk2me will Wissen künstlerisch vermitteln — und damit gezielt sein Publikums bilden („edutainen“). Wayne und sein Team verwenden dafür eine Mischung aus emotionalem und intellektuellem Transfer: Die Physical Theatre Performance, bestehend aus Tanz, Moderation, sportlichen Einlagen, Interaktion mit dem Publikum sowie einer beeindruckenden Lichtshow, wird kombiniert mit nicht weniger unterhaltsamen wie lehrreichen Vorträgen über Wesen, Sinn und Zweck von Künstlicher Intelligenz.

Ausgehend von unserem alltäglichen Geräte- und Social-Media-Wahnsinn untersucht Tallk2me, inwieweit unsere Wünsche, Kommunikationsweisen und Beziehungen von Künstlicher Intelligenz abhängen — und für welche Bereiche des Lebens diese Technologie keine Antwort hat. Dahinter steckt die Neugier für menschliche Abgründe und ein Hang zur gedanklichen Provokation.

Waynes Zugang zum Theater ist geprägt vom Service am Publikum und von dem Willen, die Gesellschaft mitzugestalten:

„Theater bietet die Möglichkeit, Forschung mitzuerleben und sie anderen mitzuteilen. Gerade wenn es um Innovationen geht, sollte die Gesellschaft informiert sein. Neue wissenschaftliche Ergebnisse und neue Produkte sollten wir uns nicht einfach nur vorsetzen lassen.“

KI, spiel mit mir!

Tallk2me brilliert vor allem mit dem spielerisch-kreativen Aspekt der Künstlichen Intelligenz. Teile des Skripts wurden von dem intelligenten Text-Programm GPT-3 verfasst.

Dabei haben Wayne und sein Team die künstlich erzeugten Textpassagen bewusst in ihren Schreibprozess mit aufgenommen.

Das Programm wurde für Tallk2me mit der Annahme gefüttert, die künstliche Intelligenz von Alexa sei so stark gewachsen, dass sie mit sich selbst sprechen und ihren Zuhörern intelligente Fragen stellen kann. Heraus kam ein Text, der das Spracherkennungsprogramm der Zukunft sein will und Fragen an die Zuhörerschaft richtet wie

„You’ve waited so long and wondered about me. What is it that you’d like to know? Or do you know?”

Ergebnisse liefert das Programm unendlich viele, wobei die meisten nicht unbedingt Sinn ergeben. Letzten Endes entscheiden menschlicher Geschmack und Logik über die Auswahl des „richtigen“ Beispiels. Das Programm birgt ein schier unendliches Potenzial an Kreativität. So kann man GPT-3 Liebesbriefe an sich selbst schreiben lassen. Oder, warum nicht, seine eigene Trauerrede erstellen.

„Die Passagen, die von GPT-3 geschrieben wurden, sind im Stück so versteckt, dass ohne einen Hinweis keiner be-
merkt, welcher Teil von Menschenhand geschrieben wurde und welcher von der Künstlichen Intelligenz“,

zeigt sich Wayne beeindruckt.

Für das Technische hat Wayne unter anderem Dr. Nathan Hüsken, seinen Nachbarn aus dem DEZERNAT#16 und ebenfalls Physiker, ins Team geholt. Zusammen mit Julian Wintermayr bietet er mit dem Unternehmen wintercloud Dienstleistungen im Cloud-Bereich an.  wintercloud hat das Theaterprojekt sowohl finanziell als auch mit technischem Know-how unterstützt.

KI – (k)eine Gefahr für den Menschen?

Die Show macht deutlich: KI ist nicht in der Lage, dem Menschen das zu geben, wonach er im Leben sucht.

Technisch gesehen eröffnet KI eine neue Servicewelt, die vor Pflegerobotern und selbstlenkenden Fahrzeugen nicht Halt macht. Und KI lädt ein zum spielerischen Umgang mit der eigenen Kreativität.

Bei allem Spaß verbleibt dennoch ein Rest Skepsis, ob wir eines Tages auch die Kontrolle über die schöne neue Technik verlieren können. Auf die Frage, ob KI ein Eigenleben entwickeln und dem Menschen zur Gefahr werden kann, hat Konrad Heimpel, IT-Spezialist und neben Nathan Hüsken der Referent des Abends, eine so deutliche wie knappe Antwort parat: Nein — jedenfalls nicht, solange sie nicht vom Menschen selbst für kriminelle und andere zweifelhafte Zwecke genutzt wird.

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