Selbstständige und Gründerinnen trafen sich im DEZERNAT#16 beim Netzwerkabend der Parentrepreneurs. Die Interessierten hatten eines gemeinsam: Sie arbeiten als Unternehmerinnen oder Freelancer, während sie Kinder großziehen.

Seit 2017 gehören die Parentrepreneurs zum Bündnis für Familie der Heidelberger Dienste. Somit sind sie eine perfekte Schnittstelle zwischen der Stadt und dem DEZERNAT#16, wo viele Selbstständige mit Kind arbeiten.

Zum Auftakt des Abends sprachen die vier Gründerinnen Christina Grewe (LexDidacta), Petra Mazreku (LUB GmbH und dr.fem.Fatale), Lone Aggersbjerg (Tink Tank GmbH) und Lia Gänzler (Kommunikation/Küche) über ihre beruflichen Entscheidungen.

Warum Eltern gründen

PR-Unternehmerin Lia Gänzler kennt unterschiedliche Motivationen, warum Eltern die Selbstständigkeit als Berufsmodell wählen. Viele Eltern (gerade Mütter) wünschen sich flexible Arbeitszeiten. Wer Kinder hat und angestellt in Teilzeit arbeitet, befürchtet die Zurückstufung in der Firmenhierarchie. Aber auch eine Reflexion über die eigenen Werte und Ziele bewegen Eltern dazu, ein Unternehmen zu gründen oder in die Selbstständigkeit zu gehen.

Mehr Freiheit, mehr Verantwortung

Die Rednerinnen betonten die Vorteile der Selbstständigkeit gerade für Partner: Sind beide unternehmerisch tätig, können sie Haushalt und Kinder gerechter untereinander aufteilen. Für diese Freiheit nimmt man in Kauf, dass man auch mal bis nachts um zwei arbeitet. Unternehmer sein bedeute, ein Stück Sicherheit aufzugeben – zugunsten von Freiheit. Aber: „Wenn ich Freiheit will, muss ich auch Verantwortung übernehmen“, so Mazreku.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf – geht das?

In einer übersichtlichen, aber umso offeneren und ehrlicheren Fragerunde wurden Themen diskutiert wie: Lassen sich Familie und Beruf vereinbaren? Nein, so die einhellige Meinung auf dem Podium: Die Kinder sind immer da, der Job ist immer da. Treffend formulierte es Mazreku: Einmal waren es ihre Kinder, einmal ihre Mitarbeiter, die der Unternehmerin den Schlaf raubten. Bereut hat sie ihre Entscheidung trotzdem nicht.

Nicht aufgeben, aber auch mal abgeben

Damit hatten die Rednerinnen einen Nerv getroffen: Wie geht das, für alles gleichzeitig verantwortlich zu sein? Und was ist, wenn man das alles nicht mehr tragen kann?

Für viele bewegend war das Statement einer Teilnehmerin, die von ihrer Krebserkrankung berichtete. In dieser Zeit konnte sie weder für ihre Familie noch für ihre Kunden da sein. Dabei erlebte sie: Wenn man eine Zeitlang Verantwortung abgibt, bauen andere Menschen neue Strukturen auf. Alles Wichtige lief weiter, vieles konnte auch warten. Am Ende hatten weder ihre Familie noch ihre Kunden sie im Stich gelassen.

Seinen Weg gehen

Es können aber auch alltäglichere Zweifel sein, die man als Selbstständige mit sich herumträgt. Eine Teilnehmerin, die ihr erstes Kind erwartete, berichtete über die Zweifel ihrer Bekannten, dass sie Kind und Karriere nicht unter einen Hut bekommen würde. Eine Situation, mit der auch heute noch junge Unternehmerinnen mehr als ihre männlichen Kollegen konfrontiert sind.

Wenn Schwierigkeiten auftauchen – immer auf die eigene Intuition hören, riet Gänzler, und brachte es damit gut auf den Punkt. Immer weitermachen, auch wenn es schwierig wird, empfahl Mazreku. Sich nicht verzetteln, Ideen lieber der Reihe nach ausprobieren, so der Rat von Christina Grewe. Ebenfalls hilfreich: einen realistischen, flexiblen Finanzplan haben, sagte Lone Aggersbjerg, die sich von Corona keinen Strich durch die Rechnung machen ließ: Ihr Coworking-Space TinkTank in direkter Nachbarschaft zum DEZERNAT#16, den sie kurz vor dem Corona-Lockdown eröffnet hatte, wächst nun langsam, aber stetig.

Fun Facts: Kinder von UnternehmerInnen können Nudeln kochen. Sie müssen für ihre Schularbeiten alleine lernen. Und manche gründen schon früh ihr eigenes Unternehmen.