Um sich trotz steigender Mieten in Innenstadtlage halten zu können, sind Kultur- und Kreativwirtschaftszentren wie das DEZERNAT#16 abhängig von öffentlicher Förderung. Die WerkBank Weimar hat einen anderen, rein privatwirtschaftlichen Weg gewählt. Was es dafür gebraucht hat? Mut zum Risiko und die Bereitschaft, die Ärmel hochzukrempeln.
Zehn Jahre lang hatten Sebastian Kirschner und seine Kollegen des „Lösungslabors e. V.“ – ein Zusammenschluss von kleinen kreativen Firmen, Künstlern und Startup-Gründern – Schreibtisch an Schreibtisch in einer Büroetage gearbeitet. Dann drohte die Kündigung ihrer Räume. Und nun? Etwas anderes mieten? Jeder an seinen heimischen Tisch zurückziehen? Das kam nicht zuletzt wegen des aufgeheizten Weimarer Mietmarktes nicht infrage. Stattdessen bot sich das, was Sebastian Kirschner, seit 2013 Mitglied im Verein, eine einmalige Chance nennt: Die ehemalige Münzbank stand zum Verkauf, eine Gründerzeitvilla in bester Innenstadtlage Weimars. 900 Quadratmeter, in marodem Zustand zwar, aber bereits saniert und mit großem Potenzial.
Es sei einige Überzeugungsarbeit unter den Vereinsmitgliedern notwendig gewesen, sagt Kirschner, der beruflich seit Jahren gemeinschaftliche Wohn- und Kulturprojekte entwickelt. Das Team fing Feuer, und dann ging es zügig: Da ein gemeinnütziger Verein für den wirtschaftlichen Betrieb eines ganzen Hauses nicht die beste Rechtsform ist, wurde die „Häuser für Alle Weimar GmbH“ gegründet – mit dem Lösungslabor e. V. als Gesellschafter. Mithilfe von Bank- und privaten Direktkrediten brachte die Gruppe zwei Millionen Euro zusammen, kaufte im Mai dieses Jahres das Gebäude und eröffnete im September in der Schubertstraße 10 das Kreativhaus „WerkBank Weimar“. Der Vorteil: „Wir sind nun für immer unabhängig von willkürlichen Mietsteigerungen eines privaten Eigentümers, denn die WerkBank gehört uns“, sagt Kirschner, derzeit einer von zwei gewählten Geschäftsführern der jungen GmbH.
Mittlerweile gehören zur Projektgruppe in der WerkBank 35 Menschen, 60 sollen es am Ende sein. Der Deal: Wer das Konzept mitträgt und zur Community passt, tritt dem Verein bei, wird damit Miteigentümer und zahlt seine Miete an die GmbH. Darüber hinaus ist aber auch persönlicher Einsatz gefordert. „Wir sind kein klassisches Coworking mit Full-Service“, sagt Sebastian Kirschner. Wer Teil der Community wird, tritt nach seinen Fähigkeiten einer AG bei und ist dann etwa für Planung, Finanzen, Belegung oder Marketing zuständig. Tagsüber geht jeder seiner regulären Arbeit nach. Doch abends oder am Wochenende werden Kabel verlegt, Fliesen abgeschlagen, der Vorgarten urbar gemacht oder weitere Schreibtische für die Büros gebaut.
Dass die WerkBank Weimar auch in Zukunft Frei- und Schutzraum für Selbstständige und kreative Firmen bleibt, ist vertraglich gesichert. Und auch für Nachwuchs ist gesorgt. „Niemand darf bei uns mehr als zwei Büros mieten“, sagt Kirschner. „Ein Unternehmen, das stark wächst und viele Mitarbeiter einstellt, sucht sich irgendwann von allein einen neuen Standort und macht in der WerkBank Platz für die nächste Generation.“