Sabine arbeitet seit 12 Jahren als selbständige Fotografin. Als eine der ersten Mieterinnen des Dezernat 16 war sie treibende Kraft für viele unterschiedliche Kooperationen und Gemeinschaftsprojekte. Bis heute ist sie neben ihrer beruflichen Tätigkeit und ihrem künstlerischen Schaffen ehrenamtlich in verschiedenen Vereinen engagiert. So ziehen sich die Themen Bewegung und Veränderung durch unser persönliches Gespräch. Wir führten das Interview Ende des Jahres 2019. So haben sich Sabines Schwerpunkte auch in der Coronazeit natürlich verschoben. Aber auch ganz aktuell geht es bei ihr aktiv und gestaltend weiter – ob Aufträge, Buchprojekte oder Ausstellungen: Sabine zeigt auf facebook und instagram, was sie gerade beschäftigt.

Sabine, was machst Du jetzt, Herbst 2019?

Im Moment arbeite ich an meinem Auftrag für das Magazin Lust auf Gut – hauptsächlich Businessporträts. Hinzu kommen andere kommerzielle Aufträge wie Unternehmensfotos, Mitarbeiter, Bewerbungen – eigentlich fast alles rund um den Menschen, Events, Architektur und Heidelberg. Einige Mieter (LEADING EDGE, Plan W, ProDrum …) im D#16 sind meine Kunden geworden, bzw. Projektpartner. 

Außerdem verfolge ich meine derzeitigen Kunstprojekte, die sind sozusagen mein Luxus. Wir arbeiten gerade sehr intensiv zusammen mit dem EMBL für die Nacht der Forschung. Beim diesjährigen Remix-Projekt – ich war ja bereits im letzten Jahr dabei – bekam ich eine Einsicht in die Wissenschaft in der Krebszellenforschung. Hinsehen und zuhören ist da angesagt. Wie ich die Umsetzung zur Forschungsarbeit an Krebszellen künstlerisch würde, war sehr schnell in meinem Kopf. Das Ergebnis kann man am 27. September oben am EMBL sehen. Wir hoffen auf rege Teilnahme der Besucher.

Ein weiteres aktuelles Projekt ist meine Beteiligung an System Change 3, der großen Gemeinschaftsausstellung von Heidelberger Fotografen in der Hebelhalle/UnterwegsTheater. Es sind richtig gute und bekannte Fotografen dabei, auch hier aus dem D16. Der Organisator Bernhard Fauser sprach mich vor kurzem an und ich freue mich riesig über die Chance. 

Das Projekt Mehr Meer stelle ich im Moment in einer Praxis aus und beackere das Thema mit dem Künstler Michael Lerche in einem Gemeinschaftsprojekt für 2020. Es bleibt lebendig und spannend.

Die Anfrage für System Change 3 kam recht spontan, oder?

Absolut, erst vor drei Wochen. Dann habe ich eine Nacht fast nicht geschlafen, weil noch keine Idee da war. Morgens setzte ich mich mit Fotograf Jochen Steinmetz in Verbindung und wir besprachen unsere Vorstellungen von „System Change“ und schließlich bestärkte er mich in dem Foto-Projekt StillLife. Ich schätze meine Kollegen im D#16 sehr.

Ausstellungen, Kunstprojekte, ist das bei Dir mehr geworden?

Absolut, und es hat mit dem D#16 begonnen. Vorher kannte mich kaum jemand. Hier bekam ich die Möglichkeit, mich zu vernetzen und auch sofort auszustellen – zum Beispiel in der Turnhalle oder zum Tag der Offenen Tür, an dem viele Menschen in unsere Ateliers hineinschnuppern. Wenn Du allein unterwegs bist und Galerien und Ausstellungsorte ansprichst, ist es sehr schwer. Hier bist Du in einer Gemeinschaft, kannst Dich mit anderen austauschen und gemeinsam etwas beginnen. Nicht alleine kämpfen, sondern mit gegenseitige Anerkennung für die kreative und freie Arbeit: Das ist ein fantastischer Nährboden für die weitere Entwicklung. Wenn ich an das aktuelle Projekt mit dem EMBL denke, vergleiche ich das D#16 bildlich mit einer Petrischale – freie, kreative Sämlinge auf fruchtbarem Boden! Wir erhalten die Möglichkeit und Unterstützung, gemeinsam zu wachsen – fachlich, kreativ und menschlich. Hinzu kam der Kunstverein Konnex.Art, den wir gegründet haben, um Künstlerinnen und Künstler zusammenzubringen und in der Sichtbarkeit und Ernsthaftigkeit zu stärken – auch für einen seriösen, künstlerischen Status. 

Der KONNEX.ART ist aus Eurem Engagement entstanden. Warum war Euch dieser organisatorische Überbau so wichtig?

Eine Gemeinschaft von Künsterler/innen aus dem D#16 sollte professionell als Kunstverein in der Region und der Republik agieren können. Hilfe, Austausch und Stärkung füreinander. Ein Verein bietet bessere Möglichkeit, Fördergelder zu beantragen. Auch hier konnten wir uns auf gute Zusammenarbeit mit den Heidelberger Diensten verlassen. Wir stießen auf offene Ohren, bekamen Support, unter anderem auch einfach mal ein paar Eimer Farbe für den Neuanstrich der Turnhalle als Ausstellungsort. 

Sabine, Du bist sehr engagiert und gibst Dich viel in die Kooperationen hier im Haus ein. Das zeigt sich auch an kleinen Beispielen wie Dein Bereitstellen der Fotos vom D16 für unsere Öffentlichkeitsarbeit – das machst Du ganz selbstverständlich. Warum?

Zum Einen setze ich mich einfach gerne für einen guten Zweck ein. Und dafür halte ich das Kreativwirtschaftszentrum. Zum anderen ist es meine Faszination für die Stadt, für die Kreativwirtschaft, meine Neugierde auf Neues und ein gewisser Hunger. Ich will gerne dabei sein und an Projekten für Kultur, Stadtentwicklung oder Caritatives teilhaben. 

Über die Zusammenarbeit hier und meine Erfahrungen im D#16 habe ich immer viel geworben und geredet, wenn wir zum Beispiel Besuch aus der Stadt oder der Politik hatten. Daran bin ich gewachsen und dabei mit vielen interessanten Menschen zusammengekommen. Ich habe da natürlich Freizeit eingesetzt. Im Falle des Tages der Offenen Tür ist das ein ganzes Wochenende, an dem ich nichts verdiene. Aber die Menschen, die hier sind und mit mir über Fotografie sprechen. Das ist völlig unaufdringliche Akquise für mein Gegenüber. So kommt am Ende der Einsatz auch über Aufträge zurück. Ich bin heute da, wo ich gar nicht gedacht habe, dass ich hinkomme. Mitten in der Kultur- und Kreativwirtschaft in der MRN. Und das liegt zu einem wichtigen Teil an den Möglichkeiten hier. Ich habe das intuitiv, ohne Berechnung getan und am Ende den Schatz „Netzwerk“ für mein Business erhalten.

Zu Deinen weiteren Tätigkeiten: Gerade macht der Verein NeckarOrte viele Veranstaltungen. Vor kurzem zum Beispiel den „Sommer am Fluss“.

Ja, Marc Skribiak von RAWHUNTER hat für die Stadt gefilmt. Das Event wurde organisiert von der Stadt, der Stabsstelle Stadt an den Fluss sowie Heidelberg Marketing. Wir haben mit NeckarOrte e.V. mitgemacht, hatten zwei Strand-Stände, der sanierte Neckarlauer wurde offiziell eröffnet, die Machbarkeitsstudie der Stadt HD wurde vorgestellt, plus eine großformatige Fotoausstellung von mir. 

Zudem haben wir in diesem Sommer das Iqbalufer neu saniert. Dort ist auch eine Ausstellung von mir zu sehen: Impressionen NeckarOrte. Am 15.9. ist ein Event, gemeinsam mit dem Stadtteilverein Bergheim, zum „Sommer am Iqbalufer“ geplant, mit Yoga und gemeinsamem Frühstück, etc..

Jetzt haben wir viel über die Entwicklung der letzten Jahre gesprochen. Gibt es etwas, das Du Dir für Deine Weiterentwicklung im nächsten Jahr vorgenommen hast?

Das gibt es. Ich habe in diesem Jahr mit einer Coach gearbeitet, um herauszufinden, welche Aufträge mir gut tun und welche nicht. Wo sind meine Stärken und wo muss ich nachjustieren? In der Konsequenz habe ich Angebote aus meinem Portfolio genommen, zum Beispiel mache ich keine Junggesellinnenabschiede mehr und möchte auch weniger Hochzeiten fotografieren. Stattdessen möchte ich verstärkt Unternehmen porträtieren. Und dann bin ich noch an einem Projekt mit Kindern dran, das mir sehr viel bedeutet und das sich gerade konkretisiert – vielleicht bald mehr dazu. 

Für mich ist das Schönste an meinem Beruf, dass ich Menschen und ihre Profession kennenlerne. Da warten immer wieder neue Themen auf mich. Dann darf ich lernen, kreativ arbeiten und umsetzen, wie sie sich gerne zeigen möchten. Da bin ich kreativer Serviceleister. Vor kurzem haben wir die Praxis einer Kundin in einem grünen Wasserfall nachgebaut und dort fotografiert. Mit einem tollen Ergebnis. Ja – Fotografie ist meine Leidenschaft und mein Atem. 

Und gibt es etwas, das Du in den letzten Jahren für Dich herausgefunden hast? Etwas, das Du anderen mitgeben willst?

Ich denke, Bewegung, Dynamik und Veränderung schaffen kann man nur aus sich heraus. Das gilt im Privaten, in der Familie und im Beruf. Eine Gemeinschaft wie hier ist ein wunderbarer Ausgangspunkt, und wie schön ist es, so vielen kreativen und engagierten Menschen zu begegnen, die ebenfalls brennen! Aber wenn ich mich in die Gemeinschaft nicht einbringe, sondern mich zurücklehne und kritisiere, kann ich auch nicht erwarten, dass etwas vorangeht oder sich positiv ändert. Das muss ich schon selbst tun.

Vielen Dank für das Gespräch, Sabine!