Wir haben die Mieterinnen und Mieter des D#16 gefragt, wie das Jahr für sie gelaufen ist und was sie der Kultur- und Kreativwirtschaft für die Zukunft wünschen. Auf dieser Seite haben wir einige Antworten und Berichte aus diesem Jahr zusammengestellt.

Sabine Arndt

Bild: Sabine Arndt

Ich habe 2022 mehrere Monate für die IBA Heidelberg fotografiert und dokumentiert. Vor allem stelle ich großformatige Werke für die IBA-Ausstellung her, die eventuell auch mit einer Wanderausstellung auf Reisen gehen. Stadtentwicklung, Stadtpolitik und Städtebau gehören zu meinen Lieblingsthemen. Ich war hautnah dabei und konnte viele neue Kontakte innerhalb und außerhalb der Stadtstrukturen knüpfen. Zudem hatte ich in diesem Jahr eine Kunstausstellung in der Prince House Gallery Mannheim. Meine Bilder hingen neben denen des großen Mannheimer Meisters Robert Häusser. Das war eine große Ehre für mich. Glückseligkeit.

Durch die Kündigung meines Mietvertrags muss ich meine Zukunft neu sortieren. Was will ich? Wo will ich hin? Was brauche ich tatsächlich, und wovon kann ich mich trennen? Was bleibt an guten Kontakten im D#16? Es ist aber wie oft im Leben: Geht eine Tür zu, öffnet sich etwas ganz Neues (in meiner beruflichen Entwicklung). Ich bleibe dran und bin sicher und optimistisch, dass etwas Gutes kommt. Und am Ende war es genau richtig, neue Wege einzuschlagen und dazu „angeschubst“ zu werden.

Die Kultur- und Kreativwirtschaft wird von Menschen getragen und vorangetrieben – von meist klugen und oftmals sehr kreativen Menschen. Ich wünsche uns mehr Toleranz, Diskussion, freien Blick, freies Denken ohne Grenzen. Einen Geist bodenloser Freiheit, Frechheit, Freude und Licht. Ich wünsche uns ein gutes Miteinander, das uns antreibt und „motorisiert“. Ich wünsche euch, meinen Bald-Ex-Mitmietern, alles Gute, viel Farbe, Lachen und Ideen im D#16. Für die Heidelberger Szene wünsche ich der Kultur- und Kreativwirtschaft mehr ehrliche Akzeptanz und ein gutes Miteinander mit anderen Kulturorten und Kulturmachern. Miteinander können wir viel mehr bewegen als gegeneinander.

Logo des Vereins Theaterpädagogik vor OrtUnser Team, das seit April eine feste Bleibe im DEZERNAT#16 hat, war in 2022 wieder an diversen Orten mit unterschiedlichen Projektformaten aktiv. Zu unseren persönlichen Highlights gehörte der Ferienworkshop „Vom Stock zum Stück“, den wir rund um das Thema Mühlenbach konzipiert und in Kooperation mit dem Waldtreff Handschuhsheim umgesetzt haben. Auch die Tanztheater-Collage „Au courant/ Im Fluss“, die sowohl im französischen Département Gard als auch in der Heidelberger Chapel aufgeführt wurde, war ein Höhepunkt. Ebenso wie das #THEATERCAMP_2022, eine Theaterfreizeit zum Thema Zukunft im Naturfreundehaus Kohlhof in Schriesheim. Unser Ferienangebot zum Thema Weltall – die „Sommerschule“ im Festspielhaus Baden-Baden – hat ebenso viel Spaß gemacht wie die deutsch-französischen „Contes de la valise/ Geschichten aus dem Koffer“.

Die Pandemie hat uns glücklicherweise nicht entmutigt, sondern gezwungen, stets neue Wege sowie Projektformate auszuprobieren. Daran sind wir gewachsen. Der Bedarf an künstlerischen Erfahrungsräumen ist im Bildungskontext zeitgleich gestiegen, und diverse Förderprojekte wurden ins Leben gerufen. Das kam uns Kulturschaffenden zwar zugute, stellte uns aber auch vor das Problem, dass wir nicht alle Bedarfe decken konnten. In unserem Team und Netzwerk war eine hohe Auslastung bis Überlastung spürbar. Die größte Herausforderung war, hier immer wieder die richtige Balance zu finden.

Wir wünschen der Heidelberger Kultur- und Kreativwirtschaft weiterhin fruchtbare Vernetzungen sowie die Entstehung und kostengünstige Bereitstellung geeigneter Freiflächen und Räume, in denen die Vielfalt der kulturellen und künstlerischen Arbeit sichtbar werden kann. Und natürlich wünschen wir der KKW auch stets die nötige Prise Inspiration.

Zwei Personen liegen auf Wellnessliegen. Auf einem Regal davor steht der Biofeedback-Avatar (Bild: Christian Ochs).

Bild: Christian Ochs

Unser unternehmerisches Highlight in 2022 war, die wirtschaftlichen und strukturellen Auswirkungen der Corona-Pandemie erfolgreich gemeistert zu haben. Es ist uns gelungen, trotz massiver Einbrüche in unserer Zielgruppe (Wellness- und Spa-Einrichtungen) unsere Produktinnovation zur Entspannung und autonomen Stressregulation weiterhin am Markt einführen zu können.

Wir mussten einerseits die Fähigkeit entwickeln, die derzeitigen Krisen als Herausforderungen wahrzunehmen. Und andererseits mussten wir neue, positiv ausgerichtete Ansätze finden, mit denen wir unsere unternehmerischen Ziele erreichen konnten.

Wir wünschen der Kultur- und Kreativwirtschaft eine professionellere Wahrnehmung in der breiten Öffentlichkeit. Und die Möglichkeit, den Kreativen mehr Räumlichkeiten anbieten zu können.

Seit Anfang des Jahres haben wir unser Portfolio im Bereich „Biotec, Medizin und Labor“ stark erweitert. Neben System-Integration und Middelware-Entwicklung im Bereich Medizintechnik entwickeln wir nun auch individuelle Software-Lösungen für Firmen im Bereich Labormanagement. Für ein Biotec-Unternehmen in der Region entwickeln wir zum Beispiel seit Anfang des Jahres eine Software-Lösung zum Management der Produktion bestimmter chemischer Stoffe – sogenannter Reagenzien.

Für den Pandemiebeauftragten der Kassenärztlichen Vereinigung im Rhein-Neckar-Kreis, Dr. Albertus Arends, sowie für die Stadt Heidelberg konnten wir als Software-Entwickler und Medizin-Informatiker Ende 2021 und Anfang 2022 die Medizin-IT der städtischen Impfzentren in der Stadtbücherei und im Welcome Center umsetzen. Dabei waren wir einerseits für Medizin-IT, aber auch für den IT-Support in den Bereichen Schulung, Abrechnung und Impfzertifikate zuständig. Die größte Herausforderung dabei war, dass die IT-Infrastruktur der Impfzentren in einem sehr engen Zeitfenster fertig- gestellt werden musste – jeweils innerhalb einer Woche.

Ein

Bild: Dagmar Wolf-Heger

Tatsächlich kann ich meinen Einzug (zum 1. November) ins DEZERNAT#16 als Highlight bezeichnen. Zuvor hatte ich mein Atelier etwas einsam in einem Neuenheimer Innenhof gelegen, in den sich nur sehr selten jemand verirrte. Ich sehe es als große Chance an, jetzt im D#16 eine neue Wirkungsstätte gefunden zu haben, und freue mich über diesen Neustart.

Neben dem Umzug war es eine echte Herausforderung, neben meiner freien künstlerischen Arbeit (seit 2021 entsteht die Serie „Du vergoldest meine Zeit“), auch meine zwei ehrenamtlichen Tätigkeiten unter einen Hut zu bringen. Denn ich bin 1. Vorsitzende des Kunstzentrums „GEDOK Mannheim – Ludwigshafen e. V.“ sowie 2. Vorstand der Heidelberger Künstlergemeinschaft „ARS Uniglobalis e. V.“. Dabei liegt mir besonders unser Interkulturelles integratives Kunstprojekt für Kinder und Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund am Herzen. Zeitgleich mich als Künstlerin neu zu verorten, neu zu strukturieren, meine bisherigen Schwerpunkte inhaltlich und in der Umsetzung zu überdenken – das war und ist immer noch eine große Herausforderung. Und dieser Prozess wird sicherlich noch andauern.

Ich sehe große Potenziale darin, mich auf Kooperationspartner einzulassen und interdisziplinäre Projekte ins Leben zu rufen. Ich wünsche mir bei diesen Ideen und Visionen den praktischen Support durch vorhandene Strukturen innerhalb des DEZERNAT#16, aber auch zwischenmenschliche Kontakte. Wenn diese zusammenfließen, können neue Frei(t)räume entstehen. Und natürlich zählt auch der Spaßfaktor.

Ein Kunstwerk in pinken und blauen Farbtönen, das einen großen Vogel auf der rechten und Schornsteine auf der linken Seite zeigt.

Bild: Felix Falkner

Mein Highlight in diesem Jahr war die Möglichkeit, ein Atelier im DEZERNAT#16 nutzen zu dürfen. Zeitlich und vor allem angesichts der allgemeinen Umstände sehr passend, bin ich dankbar einen Raum zu haben, um meine bisherigen Arbeiten vertiefen und neue entstehen lassen zu können.

Seit der Pandemie bestand meine Kunst hauptsächlich aus abstrakten Bildern und der Verarbeitung von Gefühlen. Momentan ist mein Ziel, von dem Unterbewussten zu einem politischen Ausdruck zurückzufinden, der sehr von den klimatischen Veränderungen geprägt ist. Durch Corona ist dieses Ziel vorübergehend in den Hintergrund gerückt, und es wird jetzt umso dringlicher, mit allen verfügbaren Mitteln auf den Klimawandel aufmerksam zu machen.

Die Emil-Maier-Straße während des Flare Festivals.

Bild: Flare Bike Festival / Falk Wenzel

Wir bieten mit dem Flare Bicycle Festival eine Plattform für radbegeisterte Menschen. Mit der Odenwald Odyssey und der Odenwald Epic haben wir vielen Radfahrerinnen und Radfahrern dieses Jahr ein tolles Erlebnis sowie fachlichen und persönlichen Aus- tausch bieten können. Nach den schwierigen Jahren freut es uns besonders, dass das Interesse an Bike-Events in Heidelberg weiter zunimmt.

Nach wie vor schleppen auch wir einzelne Altlasten aus den letzten zwei Jahren mit uns, als der Betrieb nicht wie geplant stattfinden konnte.

Wir wünschen uns für 2023 weitere Vernetzung, die Offenheit für Neues und natürlich den angemessenen Stellenwert in Gesellschaft und Politik.

Zwei bunte Sonnenschirme stehen vor der geöffneten Tür der Werkstatt von Nicola Falley.

Bild: DEZERNAT#16

Wenn der Kunst- und Handwerkermarkt des DEZERNAT#16 in diesem Jahr auch im Juni stattfand, war er doch nicht minder von Vorfreude begleitet. Organisiert vom im D#16 ansässigen Kunstverein KON.NEX ART öffneten die Kultur- und Kreativschaffenden ihre Türen, allen voran Künstlerinnen, Fotografen und Designer. Im Hof spielten die Bands des Hauses, auf die Bühne gebracht von DJ und Veranstalter Benjamin Punke.

Nicola Falley, Restauratorin und Künstlerin zog mit ihrer begehbaren Rauminstallation einige Aufmerksamkeit auf sich: „Für mein Vorhaben war es optimal, dass der Weihnachtsmarkt in den Sommer verlegt wurde. Es war gutes Wetter, es war warm, und so konnte ich meine Ausstellung in den Hof verlagern – und somit mein Atelier erweitern. Aus den Gesprächen mit den Besuchern haben sich auch neue Aufträge für mich ergeben.“

Lara Schönborn steht vor bewölktem Himmel und einem großen Gewässer

Bild: Lara Schönborn

Ich habe im November das BOGY-Praktikum (Berufsorientierung an Gymnasien) bei Leading Edge Kommunikation im DEZERNAT#16 gemacht. Hier habe ich zusammen mit meiner Freundin und Mitschülerin Rozerin ein paar grundlegende Arbeitsweisen des Online-Marketings und der PR-Kommunikation kennengelernt.

Einigen Mieterinnen und Mietern aus Fotografie, Mode- und Grafikdesign haben wir einen Besuch abgestattet, um in die verschiedenen Branchen im Haus zu schnuppern. Ein Highlight war für uns ein Ausflug in die Veranstaltungstechnik: Dirk Lamarc hat uns das Mischpult, die Mikrofone und die Lichttechnik des Hauses gezeigt.

Dank meines Praktikums habe ich einen Einblick in die Öffentlichkeitsarbeit und das Veranstaltungsmanagement des D#16 erhalten und die Vielfalt der kreativen Berufe kennengelernt.

Daniel Gallimore sitzt am Schlagzeug.

Bild: Daniel Gallimore

2022 hat der Heidelberger Musiker Christof Keller sein Debüt-Album „Garden Path“ veröffentlicht – und damit gleich einen Platz auf dem Enjoy Jazz Festival bekommen. Für die Bühnen-Version suchte Christof nach Instrumentalisten, die seine größtenteils elektronisch aufgenommenen Stücke live spielen.

Laszlo Feher vom Label „Musikzimmer“, in dem auch Garden Path verlegt wird, und ehemals Pächter der Leitstelle im DE- ZERNAT#16, hat mich als Schlagzeuger angefragt. Und so bin ich mit Christof Keller bekannt geworden und mit seiner Band in der Leitstelle aufgetreten. Das Enjoy Jazz Festival im D#16 – dafür musste ich eigentlich nur mein Schlagzeug aus dem Keller tragen lassen!

In dem Studio im D#16, das ich mitnutze, haben wir schon ab dem Sommer tagelang geprobt. Das Studio haben wir in diesem Jahr ganz neu gestaltet – für Auge und Ohr ist das Raumgefühl jetzt viel angenehmer. Diese einmalige Konstellation kam durch ein vielfältiges, jahrelanges Netzwerk im und um das D#16 zustande. Aufgeführt haben wir „Garden Path“ vor einem vollen Haus und einem zugeneigten Publikum.