Stavroula Papadopoulou ist Keramikerin – und doch viel mehr. Die Griechin sagt von sich selbst, dass sie sich oft neu ordnen und finden musste. Sie ist seit zwölf Jahren in Deutschland, seit sechs Jahren in Heidelberg und seit einem Jahr hat sie ihr Atelier im DEZERNAT#16.

„Ich habe dieses Jahr gebraucht, um wieder anzukommen“, erzählt sie in ihrer Werkstatt im Tiefhof. Sie ist sehr dankbar, dass sie hier Raum für Gestaltung und Produktion gefunden hat. Als Keramikerin braucht sie eben mehr als nur ein paar Quadratmeter Platz, um optimal arbeiten zu können. „Hier habe ich fließend Wasser, einen Starkstromanschluss, Platz für drei Brennöfen – und Luft. Dass ich das Tor öffnen kann, ist bei meiner Arbeit ein Segen.“ Im Gespräch bezeichnet sich Stavroula als kleine Alchemistin und erzählt, dass sie immer ein Experiment im Ofen hat. Sie erprobt unterschiedliche Massen zwischen Porzellan und Steinzeug, testet verschiedene Farben, versucht neue Kombinationen, Oberflächen und Formen. „Das Zusammenspiel von Handwerk, Chemie und Harmonie finde ich faszinierend“ – und wenn sie ihre unterschiedlichen Werke zeigt, sieht man die große Bandbreite, die man mit Keramik erschaffen kann.

Gelernt hat Stavroula ihr Handwerk in etlichen Workshops und an der Fachschule für Keramik, Gestaltung und Technik in Höhr-Grenzhausen – ihr Weg hat aber noch einige andere interessante Stationen. Sie hatte sich immer für Architektur und Gestaltung interessiert. Als die Entscheidung, was sie nach der Schule machen will, anstand, hatte sie sich allerdings für ein Studium der Umweltwissenschaften beworben. Den Studienplatz an der Universität der Ägäis hat sie bekommen und die Regeln zur Energieeffizienz der traditionellen Bauweise untersucht. Sie spezialisierte sich auf GIS (geographische Informationssysteme) und arbeitete als politische Beraterin in der Präfektur der südlichen Ägäis. Dann folgte der Umzug mit ihrem Mann nach Deutschland und sie entschied sich für einen Neuanfang – und für ihre alte Leidenschaft Ton. Sie entwickelte ihr erstes Produkt – Magnete, die sie immer noch im Programm hat – und klapperte damit sprichwörtlich die Läden ab. Das war anstrengend aber erfolgreich und so konnte sie immer weitere Produkte entwickeln. Mittlerweile umfasst ihr Sortiment Gebrauchskeramik wie Tassen, Seifenhalter, Becher und Vasen und auch Schmuck aus Porzellan stellt sie her. Ansehen und natürlich kaufen kann man ihre „Kollektionen für zeitgenössische Wohnkultur“, wie sie ihre Werke nennt, in ihrem Laden „WerkStaat“ in der Oberbadgasse in der Nähe des Heidelberger Marktplatzes, oder in ihrem Onlineshop, was auch viele internationale Kunden tun. „Gut aufgestellt“ hätte man vermutlich bis Mitte März gesagt.

Und dennoch brachte die Corona-Krise auch Stavroula an ihre Grenzen. Der Laden musste geschlossen bleiben und der Onlineshop brachte zwar Aufträge, aufgrund der Pandemie konnte sie aber wenig verschicken, da zum Beispiel in die USA keine Pakete versendet werden dürfen. „Am Anfang war da natürlich Panik – ich muss ja Miete für Atelier und Laden bezahlen und von etwas leben“, erzählt sie vom Beginn der Pandemie. „Was aber gut war: Ich konnte hier ins DEZERNAT#16 kommen, in Ruhe arbeiten und war trotzdem nicht alleine.“ Positiv überrascht war sie, dass so viele Gutscheine gekauft wurde. „Für mich bedeutet das Wertschätzung und es hat mich unheimlich gefreut.“ Sie hat die letzten Wochen genutzt, um ihren Bestand wieder aufzufüllen und ist sehr glücklich, seit Ende April den Laden wieder geöffnet zu haben, auch wenn sie die fehlenden Touristen stark spürt.

Wertschätzung und Respekt sind zwei Dinge, die ihr sehr am Herzen liegen und wofür sie sehr dankbar ist und betont, dass sie das hier im D#16 gefunden hat. „Gerade als Ausländerin musste ich leider schon andere Erfahrungen machen“, erzählt sie. „Hier im Dezernat wurde ich ab Tag 1 respektiert und fühle mich gut aufgehoben. Der Weihnachtsmarkt im DEZERNAT#16 ist ein gutes Beispiel: Ich wurde gefragt und obwohl ich leider nicht aktiv teilnehmen konnte, war ich weiterhin einbezogen und auch auf der Webseite vertreten.“ Doch für sie ist das Dezernat 16 noch mehr – und die Beschreibung lassen ihre griechischen Wurzeln erkennen: „Wir sind hier die Grundlage der Demokratie. Solche Räume gehören zu einer zivilisierten Stadt.“ Hier gibt es einen Rückzugsort zum Nachdenken und Kreieren – und gleichzeitig die Möglichkeiten des Austauschs.