Aufgabe des DEZERNAT#16 ist es, Gründerinnen und Gründern Räume zu einer günstigen Miete zur Verfügung zu stellen – die sie nach eigenen Anforderungen aus- und umbauen können. In den letzten Monaten sind einige neue Mieterinnen und Mieter im D#16 eingezogen. Im Gespräch erzählen sie davon, wie der neue Raum ihre Arbeit verändert.

Endlich Freiraum: Nikolaus Norz

Über 30 Prozent der Kreativen in Deutschland sind als Freiberufler, Kleinunternehmerinnen oder Gewerbetreibende tätig. Einige von ihnen schreiben, üben oder programmieren im Home-Office. Ein eigenes, festes Team haben sie meist nicht. Was für den einen ideal ist, ist für den anderen untragbar – etwa wenn sich die Nachbarn gestört fühlen.

Berufsgeiger Nikolaus Norz (Bild oben links) ist in Teilzeit angestellt am Staatsorchester Darmstadt und spielt in verschiedenen Barockensembles in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Für seine Auftritte übt er viele Stunden am Tag. Das heißt: Er braucht Ruhe, und er will andere nicht stören. „Es ist für Musiker immer schon schwierig gewesen, zu Hause zu üben. Aber seit Corona hat sich die Situation zugespitzt. Plötzlich waren viele Nachbarn zu Hause, im Home-Office. Da konnte ich noch weniger Geige spielen als sonst“, beschreibt Nikolaus seine desolate berufliche Situation.

Nach einem privatem Umzug in ein Elf-Parteien-Haus war das Modell nicht mehr tragbar. Nikolaus machte sich auf die Suche nach einem Probenraum. Seit November 2022 ist er nun mit seinen zwei Violinen, einer gewöhnlichen und einer Barock-Geige, im D#16 beheimatet.

Was er an seinem Probenraum besonders schätzt:

„Ich kann zu jeder Tageszeit üben. Wenn ich am nächsten Tag ein Konzert habe, kann ich über Nacht alles noch einmal durchspielen. Das ging bislang nie. Ich bin unglaublich dankbar für diesen Raum.“

Wenn Nikolaus eine Pause braucht, geht er gerne auf einen doppelten Espresso macchiato ins Café Leitstelle. Außerdem ist für ihn die Nähe des Kultur- und Kreativwirtschaftszentrums zum Bahnhof perfekt, weil er zu Proben und Konzerten häufig mit der Bahn fährt.

Endlich Feierabend: Haben Lebasse

Hier mal schnell ein Anruf beim Kochen, dort eine Mail beim Warten auf den Bus: Berufs- und Privatleben sind für viele Neu-Unternehmende nicht so leicht voneinander zu trennen. Das führt bei manchen zur Dauerbelastung. Nicht nur selbstständige Eltern mit Kindern geraten schnell auf ein hohes Stresslevel. Ein eigener Raum außerhalb des Zuhauses eröffnet andere Denkweisen und führt zu neuen Ideen. Noch besser, wenn man sich hier mit anderen aus seiner Branche austauschen kann. Denn in einem Netzwerk zu sein mit Kolleginnen, Kunden, Auftragnehmerinnen und Auftraggebern ist essenziell für das Geschäft. Und nicht zuletzt Balsam für die Seele.

Über ein Jahrzehnt hat Haben Lebasse seine Künstler-Agentur Hoba GmbH (Bild oben rechts) aus dem Home-Office geleitet, seit 2019 hauptberuflich. Am 1. Januar war es endlich soweit: Er zog mit seinem Unternehmen in sein erstes eigenes Büro im DEZERNAT#16. Sein Zuhause nennt er es schon lange: Seit einigen Jahren geht der Musikmanager hier ein und aus. Im  Musikstudio von Onkel Lina, kümmert er sich seit sieben Jahren um die Produktionen des deutsch-albanischen Popsängers Ardian Bujupi.

Mit seinen neuen vier Wänden ist der gelernte Tourismuskaufmann mehr als zufrieden.

„Mein Büro ist mein Rückzugs- und Arbeitsort. Zu Hause kann ich dann auch besser abschalten. Das tut gut!“

Haben hat bereits in den letzten Jahren Freundschaften und Businesspartner im DEZERNAT#16 gefunden. „Trotz der Ruhe ist hier immer jemand, mit dem ich mich austauschen kann. Wenn ich mich vor das Café Leitstelle in die Sonne setze, dann arbeite ich nicht, aber die Zeit dient mir zur Entspannung und zum Sammeln neuer Eindrücke und Energie.“

Endlich im Rhythmus: Isabell Wibbeke und Felician Hohnloser

Isabell Wibbeke ist freie Kostüm- und Bühnenbildnerin (Bild unten links). Am Stadttheater Heidelberg war sie in Teilzeit angestellt, seit Januar ist sie in Vollzeit freischaffend. Isabell arbeitet mit den Werkstätten und technischen Leitungen von Theatern zusammen, wie mit dem Stadttheater Heidelberg und den Staatstheatern Karlsruhe und Darmstadt. Am ersten Juni erfüllte sich ihr Traum von ihrem ersten eigenen Denk- und Schaffensort. Zusammen mit Kollegen Felician Hohnloser, der ebenfalls in der Theaterbranche aktiv ist, zog sie in ihr eigenes Büro im DEZERNAT#16.

„Im DEZERNAT#16 möchte ich mir eine bessere Arbeitsstruktur schaffen, in eine Routine finden“, sagt die Mutter einer Tochter.

Felician Hohnloser ist freischaffender Schauspieler, Produzent und Performance-Künstler (Bild unten rechts). Als Vater von zwei Kindern weiß er:

„Familien- und Künstlerdasein ist beides sehr zeitintensiv. Ich hoffe, mit meinem Umzug ins D#16 in eine Art Rhythmus zu kommen.“

Jahrelang war er Mieter in den Breidenbach Studios, die zum Jahresende 2022 schließen mussten. Seinen neuen Raum im DEZERNAT#16 beschreibt er als Atelier, Denk- und Arbeitsort. Er nutzt ihn als Kulisse für Online-Castings, mal nimmt er Farbe und malt, „und manchmal rolle ich den Teppich aus und tanze.“ Mit Spannung ist die Neuauflage seines jährlichen Festivals Neu.txt. zu erwarten, ein Begegnungsort für Schauspielende und Autor:innen bislang unveröffentlichter Texte. Das Event, das bisher im Garten der Breidenbach-Studios stattfand, steht nun ohne Veranstaltungsort da, soll 2024 aber wieder auf die Beine gestellt werden. „Wer weiß, vielleicht ja im DEZERNAT#16.“